Als meine beiden aktuellen Gäste – eine Ärztin mit eigener Praxis und ihre 17-jährige Tochter – am Samstagmorgen mein Atelier im ehemaligen Stallgebäude unseres Fachwerkhauses betraten, lag schon ein sanfter Duft aus knisterndem Kaminfeuer und winzigen flirrenden Silberspänen in der Luft. Dieser „Mutter-Tochter Wochenend-Goldschmiedekurs“ war ein Geschenk der Beiden an sich selbst – eine gemeinsame Auszeit, fern vom Alltag, von Schulstress und Arbeit.
Die Zwei ließen zunächst ihren Blick durch den Raum schweifen. Ungewöhnliche Hämmer und winzige Feilen, unzählige kleine Bohrer und Fräser, seltsame Maschinen und einige historische Gerätschaften als Dekoration – alles hatte etwas Magisches. „So schön und gemütlich. Eine großartige Werkstatt-Atmosphäre“, sagte die Mutter.
Meine Gäste waren übrigens ganz fabelhaft vorbereitet: Auf meine Frage, ob beide denn schon Ideen oder Wünsche haben, was sie an ihrem gemeinsamen Wochenende gerne erreichen wollen, legten sie mir direkt fertige Ausdrucke von Schmuckstücken auf den Kurstisch, von denen einige wirklich super für diesen Mutter-Tochter-Kurs geeignet waren.
Die Mutter wünschte sich ein Schmuckset aus einem Anhänger in Form von Seerosenblättern und dazu passenden Ohrsteckern. Das hatte sie vor langer Zeit mal irgendwo gesehen und es war ihr seither nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Für die Tochter sollte es ein wunderschöner Ring in Form einer sich öffnenden Blüte werden – mit einer facettierten Edelsteinkugel in der Mitte. Und wenn die Zeit reicht, vielleicht gerne noch ein kleiner Anhänger aus filigranen silbernen Blüten.
Die Stunden vergingen wie im Flug. Die beiden arbeiteten nebeneinander, tauschten immer wieder ihre Erfahrungen und ihre Begeisterung über den Fortgang ihrer Arbeitsschritte aus. Die Mutter half ihrer Tochter beim Einspannen der Sägeblätter und beide gingen direkt hochkonzentriert ans Werk.
Als sie dann am Sonntagnachmittag ihre fertigen Schmuckstücke in den Händen hielten, betrachteten sie sich gegenseitig voller Stolz. Mit dem Seerosen-Schmuckset war ein lange gehegter Wunsch der Mutter in Erfüllung gegangen. Der zarte Ring der Tochter glitzerte im Licht. „Der ist perfekt“, sagte sie leise.



Als die beiden glücklichen Schmuckbesitzerinnen sich von mir verabschiedeten, machten sie mir noch ein großartiges Geschenk: „Am liebsten würden wir nicht nur unseren neuen Schmuck einpacken, sondern dich gleich mit“. Kann es denn einer größere Belohnung für ein solches Wochenende geben?
Während sie gemeinsam den Heimweg antraten, funkelte der feine feminine Ring an der Hand der Tochter und das Schmuckset der Mutter fühlte sich angezogen bei ihr ebenso fabelhaft an – alles Symbole für ein Wochenende voller Nähe, Geduld und die Kunst, besondere Momente in eigenhändig angefertigte Schmuckstücke aus Silber und Edelsteinen zu verwandeln.
Da verwundert es am Ende kaum noch, dass die Tochter einen ganz besonderen Berufswunsch hegt:
Sie möchte Goldschmiedin werden.