Als ich diesen traumhaft schönen Renaissance-Kreuzanhänger zum ersten Mal in der Online-Sammlung des Pariser Louvre entdeckt hatte, war es wohl sowas wie „Liebe auf den ersten Klick“. Der Original-Anhänger aus Spanien in Form eines griechischen Kreuzes aus dem frühen 16. Jahrhundert hatte es mir wegen den – aus meiner Sicht – besonders ausgewogenen Proportionen und dem filigranen Emaille sowie den zarten Perlenanhängseln und den schönen facettierten Bergkristallen augenblicklich angetan. Von ihm wollte ich mich unbedingt zu einer eigenen Version eines solchen Renaissanceanhängers gerne inspirieren lassen.
Gedacht – getan: Sofort machte ich mich ans Werk. Als Erstes musste die Basis der vier Kreuzarme angefertigt werden. Die besteht jeweils aus einer rechteckigen Krappenfassung für die Bergkristalle und den daran angesetzten „Schilden“, deren ausgefräste Ornamente später die filigrane Emaillierung aufnehmen sollten.
Jetzt wurden von Hand die Ornamente für das dort geplante Emaille einzeln ausgefräst. Wenn man hier die Gesamtgröße des Kreuzanhängers bedenkt, kann man sicher nachvollziehen, dass dafür nur die winzigsten Kugelfräser aus meiner Werkstatt zum Einsatz kommen durften. Diese Fräser sind teilweise nur wenige Zehntel Millimeter groß – und haben dennoch viele kleine Schneiden rund um den Fräskopf. Diese winzigen und extra gehärteten „Klingen“ sind selbst mit der Lupe kaum zu erkennen. Ich bin immer wieder ganz ehrfürchtig, was heutige Technologie zu fertigen imstande ist. Für uns Goldschmiede ist solch ein Werkzeug auf jeden Fall ein Segen.
Im nächsten Arbeitsgang kümmerte ich mich um die Krappenfassungen, in denen die rechteckigen Bergkristalle eine sichere und dauerhafte Heimat finden sollten. Dafür wurden winzige Aussparungen innen in die hochstehenden Stege gefräst, die genau der äußeren Form der geschliffenen Bergristalle entsprechen mussten. Darin wird der Edelstein an nur vier Eckpunkten später „eingeklemmt“.
Nun konnten alle vier Kreuzarme an die zentrale Fassung für den wunderschönen Turmalin angelötet werden. Vorher wurde auch diese zentrale Edelsteinfassung noch mit den vier hochstehenden „Krappen“ versehen. So langsam konnte man inzwischen ahnen, wohin die Reise gehen soll. 😉
Jetzt fehlte nur noch die Rückseite. Dazu wurde der Umriss des Kreuzanhängers aus einem 1 mm dicken Silberblech formgenau ausgesägt, versäubert und anschließend mit dem Kreuz verlötet. Die darüberliegenden Edelsteinfassungen sind ja seitlich durchbrochen, so dass immer genügend Licht von unten in die Edelsteine einfallen und so ihre Brillanz noch weiter steigern kann.
Jetzt musste mein Kreuzanhänger selbstverständlich noch mit den zierlichen Emaillefarben versehen werden, die so typisch für den Schmuck aus dieser Epoche sind. Dazu wurden winzige Mengen des farbigen Emaillepulvers mit einem feinen Pinsel auf die ausgefrästen Mulden aufgebracht und auf einem Metallgitter liegend bei über 800 Grad im Emaillierofen aufgeschmolzen. Mit dem Ergebnis und der Patina war ich schon jetzt sehr zufrieden. Allerdings musste das frisch gebrannte Emaille noch mit feinen Diamantfeilen an den Rändern der Mulden ein wenig abgetragen werden, um den historischen Vorbildern möglichst nahe zu kommen.
Am Schluss wurden nach der Vergoldung mit Feingold noch die seitlichen Perlen angebracht, alle Edelsteine gefasst und die kleinen zierlichen Perlenglöckchen eingehängt, die den Kreuzanhänger so filigran erscheinen lassen. Dann war es endlich soweit: Zum ersten Mal konnte ich meinen Kreuzanhänger in voller Pracht in den Händen halten. Obwohl ich nun schon eine ganze Weile in diesem Beruf tätig bin, rührt es mich noch immer, wenn ich ein solches Objekt schließlich zum Leben erwecken durfte.
Wissenswertes zum Thema Emaille:
Emaille ist seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil der Schmuckherstellung und wird geschätzt für seine Farbenvielfalt, Langlebigkeit und die Möglichkeit, kunstvolle Designs zu schaffen. Emaille entsteht durch das Verschmelzen eines Glaspulvers auf einem Metalluntergrund bei hohen Temperaturen, wodurch eine glatte, glänzende und farbige Schicht entsteht.
Schmuckstücke, die mit Emaille verziert sind, haben eine besondere Anziehungskraft und sind häufig einzigartige Kunstwerke, die viel handwerkliches Geschick erfordern. Im Folgenden wird die Verwendung von Emaille in der Schmuckherstellung, ihre Geschichte, Techniken und Pflege beschrieben.
Geschichte des Emaille in der Schmuckherstellung
Die Kunst der Emailleherstellung reicht bis in die Antike zurück. Bereits im alten Ägypten und Mesopotamien wurden Techniken entwickelt, um metallische Oberflächen mit bunten Glasuren zu überziehen. Auch in der byzantinischen Kunst wurde Emaille häufig verwendet, um religiöse Gegenstände und Schmuck zu verzieren. Im Mittelalter kam die Technik nach Europa, wo sie in Frankreich und Italien besonders populär wurde. Während der Renaissance und des Barocks erlebte die Emailletechnik eine Blütezeit. Besonders das „Cloisonné“ (Zellenemaille) war beliebt, eine Technik, bei der dünne Metallstreifen zu Zellen geformt werden, die anschließend mit farbigem Emaille gefüllt werden.
Im 19. Jahrhundert wurde Emaille erneut populär, insbesondere durch die Kunstwerke von Juwelieren wie Carl Fabergé, der für seine detailreichen und farbenprächtigen Emaillearbeiten berühmt wurde. In der modernen Schmuckherstellung wird Emaille nach wie vor genutzt, sowohl in der traditionellen Handwerkskunst als auch in innovativen, zeitgenössischen Designs.
Techniken der Emaille-Schmuckherstellung
Es gibt verschiedene Techniken, die zur Herstellung von Emaille-Schmuck verwendet werden, jede mit ihren eigenen ästhetischen Merkmalen und Herausforderungen:
1. Cloisonné (Zellenemaille): Beim Cloisonné wird feiner Metalldraht oder Metallstreifen auf das Grundmetall gelötet, um kleine Zellen zu bilden, die dann mit farbigem Emaille gefüllt werden. Diese Technik ermöglicht es, detaillierte Muster und Motive zu schaffen, und wird oft in kunstvollen und farbenfrohen Designs verwendet.
2. Champlevé (Grubenschmelz): Beim Champlevé-Verfahren werden Vertiefungen oder „Gruben“ in das Metall geätzt oder gemeißelt, die dann mit Emaille gefüllt und bei hoher Temperatur geschmolzen werden. Nach dem Brennen wird die Oberfläche poliert, sodass das Emaille in die Vertiefungen eingebettet ist und eine glatte Oberfläche entsteht.
3. Plique-à-jour (Fensteremaille): Diese aufwendige Technik ähnelt einem bunten Glasfenster, da das Emaille ohne Rückseite aufgebracht wird. Dabei wird das Emaillepulver in offene Zellen gefüllt und bei hohen Temperaturen geschmolzen, sodass das Licht durchscheinen kann. Diese Technik ist besonders schwierig, da das Emaille ohne Rückhalt aufgetragen wird und sehr zerbrechlich ist.
4. Basse-taille: Hierbei wird eine Metalloberfläche vor dem Auftragen der Emaille eingraviert oder in unterschiedlicher Tiefe verziert. Das Emaille wird darüber aufgetragen, sodass das Muster durch die transparente oder halbtransparente Emaille hindurch sichtbar bleibt. Diese Technik erzeugt faszinierende Lichtreflexionen und eine außergewöhnliche Tiefe im Design.
5. Guilloché: Guilloché ist eine Technik, bei der mechanische Muster in das Metall graviert werden, bevor eine Schicht aus transparentem oder halbtransparentem Emaille aufgetragen wird. Die Lichtbrechung durch die Muster im Metall erzeugt einen optischen Effekt, der Tiefe und Brillanz verleiht. Diese Technik wurde vor allem von Fabergé populär gemacht.
Verwendung und Stil von Emaille im Schmuckdesign
Emaille verleiht Schmuckstücken eine außergewöhnliche Farbenpracht, die allein durch Edelmetalle und Edelsteine oft schwer zu erreichen ist. Sie wird sowohl als Hauptbestandteil eines Designs verwendet als auch als Akzent. Emaille kann in Ringen, Anhängern, Armbändern, Ohrringen und sogar in Zifferblättern von Uhren gefunden werden. Da es in nahezu allen Farben hergestellt werden kann, ist es besonders vielseitig.
In der modernen Schmuckherstellung wird Emaille häufig in Kombination mit Edelmetallen wie Gold und Silber eingesetzt, aber auch in Verbindung mit Edelsteinen, um Designs zu kreieren, die Luxus und Farbe vereinen. Viele zeitgenössische Designer setzen Emaille ein, um minimalistische und geometrische Muster zu schaffen, die im modernen Stil gehalten sind, oder um traditionelle Designs neu zu interpretieren. Dank neuer Techniken und Materialien ist es heute auch möglich, leuchtende und besonders haltbare Emaillefarben zu verwenden.
Pflege und Erhalt von Emaille-Schmuck
Emaille ist relativ widerstandsfähig gegenüber Abnutzung und Verfärbungen, dennoch sollte sie sorgfältig behandelt werden. Da es sich um eine Glasschicht handelt, kann Emaille bei starken Stößen oder plötzlichen Temperaturwechseln brechen oder Risse bekommen. Schmuck mit Emaille sollte deshalb vor sportlichen Aktivitäten, Hausarbeiten oder anderen Arbeiten, bei denen er beschädigt werden könnte, abgelegt werden.
Zur Reinigung reicht es meist, den Schmuck mit einem weichen, feuchten Tuch abzuwischen. Aggressive Reinigungsmittel oder chemische Reinigungen sollten vermieden werden, da sie die Emailleoberfläche angreifen könnten. Auch sehr heiße Wasserbäder können die Struktur der Emaille beeinträchtigen. Schmuckstücke mit wertvollen Materialien oder aufwendigen Emailletechniken sollten am besten professionell gereinigt und regelmäßig auf Beschädigungen überprüft werden.
Fazit
Emaille ist ein faszinierendes Material, das Schmuckstücken eine einzigartige Farbtiefe und Individualität verleiht. Von den traditionellen Techniken des Cloisonné und Champlevé bis hin zu modernen, minimalistischen Designs bietet Emaille eine Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten. Schmuckdesigner und Kunsthandwerker schätzen Emaille, da sie sowohl klassische als auch moderne Designs umsetzen können und mit intensiven, langlebigen Farben arbeiten. Trotz der hohen Ansprüche, die die Herstellung von Emaille-Schmuck stellt, bleibt sie eine der beliebtesten Techniken, um Schmuck eine künstlerische und elegante Note zu verleihen. Durch die richtige Pflege können Schmuckstücke mit Emaille viele Jahre ihre Brillanz behalten und ihren Trägern Freude bereiten.
Wissenswertes zum Thema Bergkristall:
Bergkristall ist einer der faszinierendsten und vielseitigsten Edelsteine, der seit Jahrhunderten in der Schmuckherstellung verwendet wird. Seine oft glasklare Optik, seine symbolische Bedeutung und seine physikalischen Eigenschaften machen ihn zu einem beliebten Material für Schmuckdesigner und Träger gleichermaßen. Bergkristall gehört zur Familie der Quarze und ist chemisch gesehen reiner Siliziumdioxid. Im Gegensatz zu vielen anderen Edelsteinen ist er farblos und durchsichtig, was ihm eine zeitlose und universelle Eleganz verleiht.
Herkunft und Eigenschaften von Bergkristall
Bergkristall wird weltweit in verschiedenen Regionen abgebaut, darunter in Brasilien, den USA, Russland und auch in den Alpenregionen Europas. Die Kristalle bilden sich in Gesteinshohlräumen und wachsen über Jahrtausende hinweg. Aufgrund der reinweißen, klaren Struktur wird Bergkristall häufig mit Licht und Reinheit assoziiert. Viele Exemplare weisen eine außergewöhnliche Klarheit auf, die sie beinahe wie geschliffenes Glas erscheinen lässt, weshalb Bergkristall oft auch als „Felsenkristall“ bezeichnet wird.
In der Mohs’schen Härteskala erreicht Bergkristall eine Härte von 7, was ihn relativ widerstandsfähig gegenüber Kratzern macht. Diese Eigenschaft, kombiniert mit seiner chemischen Stabilität, macht ihn ideal für die Schmuckherstellung, da Bergkristall langlebig und einfach zu bearbeiten ist. Die edlen, klaren Kristalle lassen sich in verschiedenen Formen schleifen und polieren, um ihre natürliche Schönheit hervorzuheben.
Geschichte und kulturelle Bedeutung
Bergkristall spielt in verschiedenen Kulturen und Traditionen seit Jahrtausenden eine Rolle. Bereits in der Antike wurde er für seine besondere Reinheit geschätzt und diente als Schmuck und rituelles Objekt. In Ägypten, Griechenland und Rom glaubte man, dass Bergkristall magische Kräfte besitze und eine Verbindung zur göttlichen Welt darstelle. In vielen Kulturen wurde er auch als Schutzstein verwendet, um negative Energien abzuwehren und positive Energien zu fördern.
In der mittelalterlichen Alchemie galt Bergkristall als Symbol für Klarheit und Reinheit des Geistes. Er wurde oft in Amuletten getragen, um den Träger zu schützen und ihm Weisheit zu verleihen. Bis heute wird Bergkristall in der Esoterik und in der alternativen Medizin als Heilstein angesehen, dem man nachsagt, dass er Körper und Geist reinigt und harmonisiert.
Verarbeitung von Bergkristall in der Schmuckherstellung
Aufgrund seiner transparenten Optik und seines neutralen Farbtons ist Bergkristall in der Schmuckwelt sehr vielseitig einsetzbar. Er kann sowohl als Hauptstein als auch als ergänzender Akzentstein in einer Vielzahl von Schmuckstücken verwendet werden.
1. Schliffe und Designs: Bergkristall lässt sich in zahlreichen Schliffarten verarbeiten, wie dem facettierten Brillantschliff, dem Cabochonschliff oder auch in organischen, unbearbeiteten Formen, die dem Schmuckstück einen natürlichen Charakter verleihen. Facettierte Bergkristalle reflektieren das Licht in einzigartiger Weise und verleihen Ringen, Anhängern oder Ohrringen eine funkelnde Eleganz. Unbearbeitete oder rohbelassene Kristalle sind besonders beliebt in modernen und minimalistischen Designs und sprechen Menschen an, die einen natürlichen und „boho-inspirierten“ Stil bevorzugen.
2. Metallkombinationen: Bergkristall harmoniert gut mit verschiedenen Edelmetallen, insbesondere mit Silber und Weißgold. Das kühle Weiß dieser Metalle betont die Reinheit und Klarheit des Bergkristalls. Auch in Kombination mit Gold entsteht ein edler Kontrast, der den Kristall als Highlight hervorhebt. In jüngster Zeit wird Bergkristall auch in Roségold gefasst, was ihm eine warme, romantische Note verleiht und besonders bei modernen Designern beliebt ist.
3. Einsatz als Haupt- und Nebenstein: Bergkristall kann sowohl als Hauptstein in einem Schmuckstück als auch als Nebenstein verwendet werden. In Ringen und Anhängern ist er oft der zentrale Stein, während er in Colliers und Armbändern in Kombination mit anderen farbigen Edelsteinen wie Amethyst, Citrin oder Turmalin eingesetzt wird. Diese Kombinationen schaffen farbenfrohe und interessante Kontraste und geben dem Schmuck eine zusätzliche visuelle Tiefe.
Bergkristall im modernen Schmuckdesign
In den letzten Jahren hat Bergkristall eine Renaissance im Schmuckdesign erlebt, besonders in der modernen und minimalistischen Schmuckszene. Seine transparente und zurückhaltende Eleganz passt gut zu den Trends, die auf natürliche Schönheit und Schlichtheit setzen. Schmuckdesigner verwenden Bergkristall oft in geometrischen Formen, wie klaren Kreisen, Dreiecken oder Hexagonen, was den modernen, sauberen Look unterstreicht.
Darüber hinaus wird Bergkristall in der sogenannten „spirituellen“ oder „heilenden“ Schmucklinie häufig verwendet. Viele Menschen glauben, dass Bergkristall positive Energien verstärken und eine beruhigende Wirkung auf den Geist haben kann. Daher findet man ihn oft in Meditationsketten, Mala-Armbändern und anderen spirituellen Accessoires. Die Klarheit und Neutralität des Bergkristalls macht ihn auch ideal für diesen Zweck, da er sich optisch nicht aufdrängt und den persönlichen Stil ergänzt, ohne zu dominieren.
Pflege und Reinigung von Bergkristall-Schmuck
Ein weiterer Vorteil von Bergkristall ist seine einfache Pflege. Da er relativ hart ist, ist er weniger anfällig für Kratzer und Abnutzung als weichere Edelsteine. Für die Reinigung reicht warmes Wasser mit einem milden Reinigungsmittel, um Schmutz und Ablagerungen zu entfernen. Man sollte jedoch vermeiden, den Stein hohen Temperaturen oder chemischen Reinigungsmitteln auszusetzen, da dies den Glanz beeinträchtigen könnte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bergkristall in der Schmuckherstellung ein zeitloser Klassiker ist. Seine schlichte, aber eindrucksvolle Erscheinung macht ihn zu einer beliebten Wahl für unterschiedlichste Designs und Stile. Ob als minimalistisches Accessoire oder als zentraler Bestandteil eines auffälligen Schmuckstücks – Bergkristall verleiht jedem Schmuck eine besondere Note von Klarheit und Eleganz.