Ein leitender Angestellter aus Berlin und – trotz der Distanz – leidenschaftlicher Liebhaber des rheinischen Karnevals beauftragte uns im Spätsommer 2021 mit der Anfertigung von 50 vergoldeten Aufnähern in Form eines sich aufbäumenden Löwen für seinen bemerkenswert aufwändigen „König Löwenherz Mantel“.
Unser Kunde investierte seine ganze Leidenschaft und nicht unerhebliche Mittel in ein außerordentlich qualitätvolles Kostüm. Er schenkte jedem noch so kleinen Detail aller größte Aufmerksamkeit, sodass am Ende ein wahres Kunstwerk entstehen sollte: Ein samtener Tasselmantel übersät mit vergoldeten Löwen, darunter ein separater Wappenrock, der von einer Gewandschneiderin extra auf Maß für ihn genäht und von einer Stickereimeisterin noch mit großen und historisch korrekten Löwenwappen zusätzlich veredelt werden sollte; ein verzierter Schwertgürtel vom Sattler aus edelstem Leder eigens angefertigt und dazu aufwändige Mantelschließen mit dem Original-Siegel von König Richard I. („Löwenherz“) – ja sogar der Schwertgriff wurde dem überlieferten Vorbild originalgetreu nachgebildet. Selbst der königliche Ritterhelm mit integrierter goldener Krone durfte dabei selbstverständlich nicht fehlen.

Wir waren deshalb sehr glücklich darüber, die handgearbeiteten Goldschmiedeobjekte zu diesem wirklich einzigartigen Kostüm beitragen zu dürfen. Dafür begannen wir zuerst mit der Erstellung eines Prototyps eines Gewandaufnähers in Form eines echtvergoldeten „steigenden Löwen“ aus 925/- Silber, der in Bezug auf Aussehen, allen gewünschten Details und die zukünftig geplante Befestigung am Tasselmantel mit dem Kunden vor seiner „Massenanfertigung“ genauestens abgestimmt werden konnte. Dazu fertigten wir verschiedene Versionen des Löwen an, die wir auf ein kleines Stück edlen Baumwollsamt extra aufnähten, damit sich der Kunde ein genaues Bild von der künftigen Wirkung unserer Löwen-Aufnäher auf seinem späteren Mantel machen konnte.

Nach Freigabe des Prototyps durch den Kunden beauftragten wir unseren Edelmetalllieferanten mit der Anfertigung einer detailgetreuen Gussform und dem anschließenden Guss von insgesamt fünfzig dieser Löwen in edlem Sterling-Silber. Diese mussten in unserem Atelier dann noch einzeln von ihrem Gusskanal befreit und jeweils versäubert werden. Am Ende wurden alle Löwenaufnäher für den „König Löwenherz Mantel“ noch galvanisch mit Feingold vergoldet.

Wir sind schon sehr gespannt, wie unsere nur 3 cm kleinen aber trotzdem feinen Löwenaufnäher später den ohnehin schon edlen Tasselmantel nochmals optisch aufwerten dürfen. Dieses „König Löwenherz Kostüm“ kann vermutlich kaum mehr übertroffen werden und sollte deshalb in den jetzt anstehenden Karnevalsveranstaltungen sicherlich nicht ohne Wirkung bleiben…

Vergoldete Löwenherz-Aufnäher fertig für den Versand an den Kunden
Am Ende durften wir uns dann über das freundliche Feedback unseres zufriedenen Kunden freuen:
„… ich bin einfach nur sprachlos vor Begeisterung beim Anblick des 50-köpfigen Löwenrudels … Traumhaft schön! …
Die Löwen sehen in Natura noch edler aus als auf den Fotos. Ganz herzlichen Dank für das tolle Werk! …“
Update Juli 2023:
Inzwischen hat uns unser Kunde ein Video vom (fast) fertigen Mantel zur Verfügung gestellt. Es fehlt jetzt nur noch das aufwändig handgestickte „Reliquienkreuz von Valasse“ auf der Rückseite des Mantels. Aber auch in diesem Zustand ist das außergewöhnliche Kostüm bereits atemberaubend:
Update Dezember 2023:
Unser Kunde hat uns freundlicherweise noch die folgenden Fotos des fertiggestellten Tasselmantels mit dem aufwändig von Hand gestickten “Reliquienkreuz von Valasse” samt unseren Edelsteinfassungen und Löwenaufnähern darauf zur Verfügung gestellt (Vielen Dank dafür!)


Wissenswertes über Richard Löwenherz
Richard Löwenherz, auch bekannt als Richard I. von England, ist eine der bekanntesten und faszinierendsten Persönlichkeiten des Mittelalters. Geboren am 8. September 1157 in Oxford, wurde er König von England, Herzog der Normandie, Graf von Anjou und Aquitanien sowie Anführer des Dritten Kreuzzugs. Sein Beiname „Löwenherz“ steht symbolisch für seinen Mut, seine militärische Brillanz und seinen Ruf als einer der größten Ritter seiner Zeit. Doch Richards Leben war nicht nur von Ruhm und Heldentum geprägt, sondern auch von politischen Intrigen, territorialen Konflikten und persönlichen Herausforderungen. Dieser Text beleuchtet das Leben, die Herrschaft und das Vermächtnis eines Mannes, der zu einer legendären Figur der mittelalterlichen Geschichte wurde.
Kindheit und Jugend
Richard wurde als dritter Sohn von Heinrich II., dem ersten Plantagenet-König von England, und Eleonore von Aquitanien geboren. Sein Vater war einer der mächtigsten Monarchen Europas, während seine Mutter als eine der einflussreichsten Frauen ihrer Zeit galt. Durch Eleonores Erbe erhielt Richard Anspruch auf das Herzogtum Aquitanien und das Grafentum Poitou, was ihn schon früh in eine Schlüsselposition innerhalb der anglonormannischen Dynastie brachte.
Trotz seiner Geburt in England fühlte sich Richard stärker mit dem französischen Aquitanien verbunden, wo er einen Großteil seiner Jugend verbrachte. Schon in jungen Jahren zeigte er außergewöhnliche Fähigkeiten in den Künsten des Krieges, der Politik und der Dichtung. Seine Mutter, eine kluge Strategin und Förderin der Kunst, hatte großen Einfluss auf seine Erziehung und prägte seinen Sinn für Ritterlichkeit und höfische Kultur.
Aufstieg zur Macht
Richards Beziehung zu seinem Vater Heinrich II. war von Spannungen geprägt. Gemeinsam mit seinen Brüdern Heinrich dem Jüngeren und Geoffrey stellte sich Richard mehrfach gegen die Autorität seines Vaters. Diese Rebellionen, die unter anderem von Eleonore unterstützt wurden, waren Teil eines größeren Konflikts um die Machtverteilung innerhalb der Plantagenet-Dynastie. Obwohl Richard dabei mehrfach unterlag, bewies er in diesen Kämpfen seine militärische Stärke und Durchsetzungskraft.
Nach dem Tod seines älteren Bruders Heinrich 1183 wurde Richard zum Erben der Krone bestimmt. Dennoch blieb das Verhältnis zu seinem Vater angespannt, insbesondere da Heinrich II. versuchte, Richards Macht in Aquitanien zu begrenzen. Im Jahr 1189 verbündete sich Richard schließlich mit dem französischen König Philipp II., um seinen Vater zu entmachten. Dieser Konflikt endete mit Heinrichs Tod im Juli desselben Jahres, woraufhin Richard den Thron bestieg und am 3. September 1189 in Westminster Abbey zum König von England gekrönt wurde.
Der Dritte Kreuzzug
Richards Herrschaft in England war geprägt von seinem Engagement für den Dritten Kreuzzug, der nach dem Fall Jerusalems an Sultan Saladin 1187 ausgerufen wurde. Getrieben von religiösem Eifer und dem Wunsch nach Ruhm schloss sich Richard der internationalen Koalition an, die das Heilige Land zurückerobern wollte. Zusammen mit König Philipp II. von Frankreich und Kaiser Friedrich Barbarossa nahm er 1190 den Kreuzzug in Angriff.
Richards Kreuzzug ist eine der berühmtesten Episoden seines Lebens. Nach einem schwierigen Weg ins Heilige Land, bei dem er unter anderem die Insel Zypern eroberte und mit Berengaria von Navarra heiratete, gelangte Richard 1191 nach Akkon, das er nach einer langen Belagerung einnahm. Der Sieg bei Akkon war ein großer Erfolg, doch er war begleitet von brutalen Maßnahmen, darunter die Hinrichtung von etwa 2.700 muslimischen Gefangenen – eine Tat, die bis heute kontrovers diskutiert wird.
In den folgenden Monaten führte Richard mehrere erfolgreiche militärische Operationen gegen Saladins Armee, darunter die Schlacht von Arsuf, die seinen Ruf als brillanter Feldherr festigte. Trotz dieser Erfolge gelang es ihm nicht, Jerusalem zurückzuerobern. 1192 schloss Richard einen Waffenstillstand mit Saladin, der christlichen Pilgern den Zugang zu den heiligen Stätten garantierte, ohne dass die Stadt selbst in christliche Hände zurückkehrte.
Gefangenschaft und Rückkehr
Auf dem Rückweg nach Europa geriet Richard 1192 in die Hände von Leopold V., dem Herzog von Österreich, der ihn aus persönlichen und politischen Gründen gefangen nahm. Leopold übergab Richard an Kaiser Heinrich VI., der ihn gegen ein immenses Lösegeld von 150.000 Mark Silber freiließ – eine Summe, die Englands Bevölkerung stark belastete und zu einer umfassenden Steuererhebung führte. Richards Gefangenschaft war eine demütigende Erfahrung, die jedoch seine Popularität in England kaum beeinträchtigte.
Nach seiner Freilassung 1194 kehrte Richard nach England zurück, wo er nur kurze Zeit blieb, um seine Herrschaft zu festigen. Er konzentrierte sich anschließend auf seine französischen Besitzungen, die durch Konflikte mit König Philipp II. bedroht waren. Seine letzten Jahre waren geprägt von militärischen Auseinandersetzungen, bei denen er versuchte, seine Herrschaft über Aquitanien und die Normandie zu sichern.
Tod und Vermächtnis
Richards Leben endete abrupt am 6. April 1199, als er während einer Belagerung in der französischen Provinz Limousin von einem Armbrustbolzen getroffen wurde. Obwohl die Wunde zunächst nicht tödlich schien, entwickelte sich eine Infektion, der Richard schließlich erlag. Auf seinem Sterbebett soll er dem Schützen, der ihn verletzt hatte, vergeben haben – eine Handlung, die seinem Ruf als idealer Ritter entsprach. Richard wurde in der Abtei Fontevraud an der Seite seines Vaters Heinrich II. und seiner Mutter Eleonore von Aquitanien beigesetzt.
Richards Tod hinterließ ein Machtvakuum, das von seinem jüngeren Bruder Johann ohne Land gefüllt wurde. Während Richards Herrschaft in England nur zehn Jahre dauerte, verbrachte er den Großteil seiner Zeit außerhalb des Landes, was ihn vor allem als Kriegerkönig und nicht als Verwaltungsmonarch bekannt machte.
Richards Legende
Richard Löwenherz wurde bereits zu Lebzeiten zu einer legendären Figur. Sein Mut, seine militärische Brillanz und sein Engagement für den Kreuzzug machten ihn zum Inbegriff des idealen mittelalterlichen Ritters. In der englischen und französischen Literatur wurde er oft heroisiert, etwa in den Romanen über Robin Hood, in denen er als gerechter König dargestellt wird, der gegen die Ungerechtigkeit seines Bruders Johann ankämpft. Diese romantisierte Darstellung überdeckt jedoch oft die politischen und moralischen Ambivalenzen seines Lebens.
Historiker weisen darauf hin, dass Richards Herrschaft durch hohe Steuern, militärische Abenteuer und eine Vernachlässigung der inneren Angelegenheiten Englands gekennzeichnet war. Dennoch bleibt er eine der bekanntesten Persönlichkeiten des Mittelalters, deren Leben bis heute fasziniert.
Richards Vermächtnis besteht nicht nur in seinen militärischen Errungenschaften, sondern auch in seiner symbolischen Rolle als Verkörperung des Ritterideals. Sein Beiname „Löwenherz“ ist bis heute ein Synonym für Mut und Tapferkeit und sichert ihm einen festen Platz in der europäischen Geschichte und Kultur.