Historische Goldschmiedetechniken für Restauratorinnen des Landesmuseums Württemberg

Seminar Historische Goldschmiedetechniken für Restauratoren


Wir staunten nicht schlecht, als uns im Sommer 2023 ein ganz besonderer Anruf erreichte: Eine Restauratorin aus dem Landesmuseum Württemberg fragte bei uns an, ob wir nicht auch Weiterbildungs-Veranstaltungen bzw. Seminare zum Thema “Historische Goldschmiedetechniken” anbieten. Und ob wir das können… 😉

Die verschiedenen großen Landesmuseen in Deutschland mit ihrer jeweiligen Orientierung auf regionale oder überregionale Kulturlandschaften tragen in ganz erheblichem Maße dazu bei, dass unser gemeinsames kulturelles Erbe fachgerecht geborgen, restauriert, katalogisiert, wissenschaftlich bearbeitet, beschrieben und damit bewahrt und schließlich öffentlich zugänglich gemacht werden kann.

Im November des selben Jahres war es dann schließlich soweit: Stolz und ein ganz klein wenig auch ehrfürchtig durften wir die beiden Fachfrauen in unserem frisch renovierten Kurs-Atelier und am nagelneuen knisternden Holzfeuer begrüßen. Die doch recht lange Anreise von Stuttgart zu uns hatten beide idealerweise schon am Vortag hinter sich gebracht und die Unterbringung in einem schönen Ferienhaus ganz in der Nähe garantierte ihnen somit am Folgetag einen komfortablen und ganz entspannten Start in diesen besonderen Goldschmiedekurs.

Zuerst haben wir die beiden Restauratorinnen selbstverständlich nach Ihren inhaltlichen Schwerpunkten und nach Ihren konkreten Erwartungen an diese Zwei-Tage-Veranstaltung gefragt. Beide wünschten sich einen Überblick über die wichtigsten Goldschmiedetechniken seit der Antike und vor allem die praktische Erprobung einiger ausgewählter Techniken anhand konkreter Projekte. So entschieden sich beide schließlich jeweils für die Anfertigung eines silbernen Anhängers im Stil des Römischen Reiches, an dem sie beispielsweise…

  • die Anfertigung eines Perldrahts,
  • die Anfertigung einer Waffelfolie,
  • die Anfertigung von Edelmetallkügelchen,
  • das Aussägen historischer Anhänger-Formen aus einem Edelmetallblech,
  • das Ziehen und Tordieren von Drähten aus Edelmetall,
  • die Anfertigung eines römischen Zopfdrahts,
  • die Anfertigung und das Anordnen von Filigranschmuck,
  • die Anfertigung von Edelsteinfassungen,
  • das Auflöten von Ornamenten und Fassungen,
  • das Anbringen einer Öse und sogar
  • die Anfertigung und Montage einer Edelsteinfassung inklusive Fassen eines Edelsteins

…selbst praktisch erfahren und ausprobieren konnten. Nur allzu gerne stellten wir dafür zwei Edelsteine, einer davon sogar ein durchaus zeittypischer Roh-Smaragd und weitere vorbereitete Materialien zur Verfügung.


Während die beiden Fachfrauen verschiedenste Goldschmiede-Arbeitstechniken erprobten, konnten wir unser Wissen und unsere Erfahrungen u.a. über die folgenden historischen Goldschmiedetechniken – teilweise sogar anschaulich anhand unserer Goldschmiede-Repliken – weitergeben:

  • Formen von historischen Edelsteinfassungen
  • Arten von Zierelementen aus gezogenem, tordiertem oder gekordeltem Draht
  • Grundlagen des Lötens von Edelmetall seit der Antike
  • Historische Techniken zum Schleifen von Edelsteinen
  • Anfertigung von einfachem Filigran bis hin zu dreidimensionalem Filigran
  • Perlumrandungen
  • Schleifen von Almandinen z.B. für Fibeln
  • Beizen von Edelmetallen
  • Arten von Vergoldungen und deren Grundierung
  • Granulation
  • Tauschierung
  • Emaillierung
  • Verwendung von Edelsteinen seit der Antike
  • Arten von sonstigen Zierelementen auf historischen Goldschmiedeobjekten
  • Historische Kettenformen
  • Arten von Scheibenfibeln
  • Treiben von Gefäßen aus Edelmetall anhand eines Beispiels
  • Einsatz verschiedenster Metalle und Materialien im historischen Goldschmiedehandwerk
  • und schließlich noch einige spannende handwerkliche Anekdoten zu ausgewählten Funden der letzten Jahrzehnte


Die praktischen Projekte der beiden Restauratorinnen waren entsprechend anspruchsvoll und die beiden Seminartage deshalb randvoll ausgefüllt mit theoretischen und praktischen Erfahrungen, wie sich zum Beispiel die Umsetzung ausgewählter Goldschmiedetechniken konkret anfühlt und welcher handwerkliche Aufwand damit verbunden ist.

Historische Goldschmiedetechniken


Am Ende konnten zwei sichtlich zufriedene Seminarteilnehmerinnen voller Stolz ihre eigenen kleinen Schmuckrepliken mit nach Hause nehmen. Wenn man bedenkt, dass all das in lediglich zwei Tagen entstanden ist, dann können wir nur sagen: Hut ab!

Wir jedenfalls freuen uns noch immer über die ebenso wunderbare wie seltene Gelegenheit, unser Wissen rund um historische Goldschmiedetechniken auf so hohem Niveau teilen zu dürfen.

Deshalb: Jederzeit gerne wieder… 😉

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