Replik einer mittelalterlichen Goldfibel

Anfertigung einer Replik einer Prunkfibel

Ende des Jahres 2015 überraschte mich das LVR LandesMuseum Bonn gleich mit einer ganzen Reihe von hochinteressanten Aufträgen.

Für die im Folgejahr geplante Ausstellung „EVA’s BEAUTY CASE“ sollten einige Ausstellungsstücke (Repliken) neu vergoldet werden.

Weiterhin sollte eine Nachbildung einer fränkischen Almandinscheibenfibel angefertigt und deren Herstellungsprozess detailliert und wissenschaftlich dokumentiert werden.

Außerdem war eine Vitrine mit einem Goldschmiedearbeitsplatz und einem darüber laufenden Lehrfilm über die verschiedenen Anfertigungsschritte der Goldfibel auf einem Monitor geplant.

Höhepunkt aber war der Auftrag, eine Replik einer mittelalterlichen Edelstein-Prunkfibel anzufertigen. Diese Replik sollte zusammen mit umfangreichen Informationen und Materialien zum Herstellungsprozess der Goldfibel auf einem Goldschmiede-Arbeitstisch präsentiert werden.

Original Goldfibel
Original-Goldfibel aus dem Grab-Fund


An der Herstellung der Replik waren insgesamt drei Gewerke beteiligt: Harald Heinrich als Edelsteinschleifer, Angela Liane Wagner für die Glasflußornamente und ich als Goldschmiedin für die Anfertigung und „Endmontage“ der Fibel.

Auf der Basis des Originals und der wissenschaftlichen Materialanalysen und deren Besprechung mit Kunsthistorikern des LVR LandesMuseums Bonn begannen im März 2016 die Arbeiten.

Zu allererst wurde die dafür notwendige Menge 730/- Gold so legiert, wie auch die Materialanalysen am mittelalterlichen Original ergeben hatten: Mit Anteilen an Silber und Kupfer. Das entspricht in etwa dem heutzutage gebräuchlichen 750/- Gelbgold.

Legierung für die Goldfibel
Legieren der Metalle Feingold, Feinsilber und Kupfer


Mit der so gewonnenen, originalgetreuen Legierung wurden das Schaublech der Goldfibel und die einzelnen Fassungen für die Edelsteine angefertigt.

Anfertigung Goldfibel
Montage der Fassungen


Für die Filigranornamente wurde ein extra gerillter Golddraht verwendet, der auf das Goldblech aufgelötet wird. Als Unterlage für die roten Almandin-Edelsteine diente eine sog „Waffelfolie“, die aus 999,9 Feingold besteht und die die roten Edelsteine – wie auch im Mittelalter – besonders leuchten lässt.

Nachdem schließlich auch die extra dafür geschliffenen Edelsteine und Glaßflussornamente pünktlich zugeliefert wurden, konnte ich mit der „Endmontage“ der Fibel beginnen und alle Steine fassen. Dazu wurde die Fibel in speziellen Fasserkitt eingebettet:

Fassen der Edelsteine einer Goldfibel
Fassen der Edelsteine


Die fertige Edelstein-Goldfibel wurde schließlich zusammen mit einem Goldschmiederarbeitsplatz und vielen Zusatzinformationen zum Herstellungsprozess der Fibel in der Ausstellung „EVA’s BEAUTY CASE“ präsentiert:

Arbeitstisch eines Goldschmieds im Museum
Schauvitrine mit Goldschmiedearbeitstisch


Das i-Tüpfelchen war jedenfalls für mich, dass ein Monitor darüber Fotos des gesamten Herstellungsprozesses und der ausführenden Handwerker zeigte.

Es ist schon ein ganz besonderes Gefühl, wenn man sein eigenes Bild plötzlich auf einem Museumsmonitor sieht. 😉

Präsentation Goldfibel und Arbeitstisch
Im Museum 😉


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert