Ein mittelalterlicher Beschlag

Ein mittelalterlicher Beschlag


Inzwischen bereits seit einigen Jahren begleiten wir mit ganz besonderem Vergnügen einen angehenden Theologen auf seinem ganz persönlichen Weg, sich – obgleich noch jung an Jahren – schon jetzt einen sehr ungewöhnlichen Lebenstraum zu erfüllen: Als Symbol seines Glaubens und der engen Verbindung mit seiner Kirche lässt er sich ein Pektorale – also ein großes Brustkreuz – ganz aus Gold und Edelsteinen in unserem Atelier im Stil des Mittelalters anfertigen, das Teil seines persönlichen Alltags werden soll. Ein mittelalterlicher Beschlag (Bild oben) ist hierfür als Verzierung für einen der vier Kreuzarme vorgesehen. Bald wird sein Edelsteinkreuz vollständig sein.

Für uns, die sich wohl inzwischen eher auf der Zielgerade ihres beruflichen Lebens befinden, ist es besonders spannend und vor allem sehr beglückend, dass sich offenbar auch nachfolgende Generationen mit einer bemerkenswert ausgeprägten Leidenschaft für mittelalterliches Kunsthandwerk begeistern können, die der Unsrigen ganz sicher in nichts nachsteht.

Unser junger Kunde verfügt darüber hinaus bereits über einen enormen Sachverstand und ein umfangreiches Detailwissen zu diesem Thema, was die Kommunikation mit ihm auf Augenhöhe zu einem großen Genuss werden lässt.

Entsprechend kompromisslos verfolgt er die Realisierung jedes noch so kleinen Details seines funkelnden Lebenstraums: Die Patinierung des Perldrahts, die Gestaltung der Arkadenfassungen und der Fasskanten, die Ausprägung jedes einzelnen Zierelements – nichts wird dem Zufall überlassen. Ja sogar bei den verwendeten Edelsteinen gibt es für ihn kein Abweichen von der Perfektion: Auch hierfür kommen nur mittelalterliche Originale in Frage. Wahrlich himmlisch!

Mittelalterlicher Beschlag mit Arcadenfassung


Im Mittelalter war die Kunst des Goldschmiedens eine hoch angesehene und geschätzte Handwerkskunst, die insbesondere in den Kirchen und Herrschaftshäusern Europas von großer Bedeutung war. Unter den zahlreichen Techniken, die mittelalterliche Goldschmiede beherrschten, stachen besonders die Arbeiten mit Arkadenfassungen und Filigran hervor. Diese Techniken waren nicht nur eine Demonstration handwerklicher Meisterschaft, sondern auch Ausdruck tief verwurzelter symbolischer und ästhetischer Werte der damaligen Gesellschaft.


Arkadenfassungen: Ein Ausdruck architektonischer Eleganz

Arkadenfassungen, benannt nach der architektonischen Struktur der Arkade, sind kunstvolle Einfassungen von Edelsteinen und anderen wertvollen Materialien in Schmuckstücke und sakrale Objekte. Diese Fassungen imitieren die Form von Arkaden, kleinen, bogenförmigen Strukturen, die typisch für die romanische und gotische Architektur sind. Die Verwendung von Arkadenfassungen im Goldschmiedehandwerk spiegelt die architektonischen Trends der Zeit wider und verleiht den Schmuckstücken eine strukturierte, rhythmische Ästhetik.

Ein herausragendes Beispiel für die Verwendung von Arkadenfassungen findet sich in den prächtigen Reliquiaren des Mittelalters. Diese kostbaren Behälter, die oft die Überreste heiliger Personen beherbergten, waren nicht nur religiöse Objekte, sondern auch Kunstwerke von hohem Rang. Die Arkadenfassungen in diesen Reliquiaren betonten die kostbaren Edelsteine und verliehen dem Objekt eine sakrale Aura, die die Gläubigen in Ehrfurcht versetzte.


Filigran: Die Kunst der Feinheit

Neben den Arkadenfassungen war das Filigran eine weitere bedeutende Technik, die von mittelalterlichen Goldschmieden zur Verzierung ihrer Werke verwendet wurde. Filigran ist eine Technik, bei der feine Drähte aus Gold oder Silber in komplizierten Mustern miteinander verwoben werden. Diese Technik erfordert außerordentliches handwerkliches Geschick und Geduld, da die Drähte äußerst dünn und zerbrechlich sind.

Filigran wurde oft in Kombination mit anderen Techniken verwendet, um den dekorativen Charakter von Schmuckstücken und sakralen Objekten zu erhöhen. Beispielsweise konnte ein Goldschmied eine Arkadenfassung mit filigranen Ornamenten umgeben, um das Gesamtbild des Stücks zu bereichern und ihm zusätzliche Tiefe und Komplexität zu verleihen.

Das Filigran fand breite Anwendung in verschiedenen Objekten, darunter Ringe, Anhänger, Broschen und liturgische Gegenstände wie Kreuze und Kelche. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die Filigrantechnik sind die byzantinischen Ikonenrahmen, die mit feinster Filigranarbeit verziert sind. Diese Rahmen dienten nicht nur als Schutz für die heiligen Bilder, sondern auch als Ausdruck künstlerischer und spiritueller Hingabe.


Symbolik und Bedeutung

Die Verwendung von Arkadenfassungen und Filigran im mittelalterlichen Goldschmiedehandwerk war nicht nur eine Frage des ästhetischen Geschmacks, sondern trug auch tiefere symbolische Bedeutungen. Arkadenfassungen, die an die Architektur von Kirchen erinnerten, konnten als Ausdruck der himmlischen Stadt verstanden werden, die durch die Edelsteine und das Gold symbolisch dargestellt wurde. Diese Fassungen vermittelten die Vorstellung von göttlicher Ordnung und Schönheit, die durch die Kunst des Goldschmieds in irdische Formen übersetzt wurde.

Das Filigran, mit seinen zarten und komplexen Mustern, konnte als Symbol für die Feinheit und Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens und die wunderbare Schöpfung Gottes interpretiert werden. Die Geduld und Präzision, die erforderlich waren, um Filigranarbeiten herzustellen, spiegelten die Hingabe und den Glauben wider, die das Leben im Mittelalter prägten.


Fazit

Die mittelalterlichen Goldschmiede haben durch ihre Verwendung von Arkadenfassungen und Filigran unvergleichliche Kunstwerke geschaffen, die bis heute bewundert werden. Diese Techniken repräsentieren nicht nur den hohen handwerklichen Standard der damaligen Zeit, sondern auch die tief verwurzelten kulturellen und spirituellen Werte des Mittelalters. Die Kombination aus architektonischer Anmut und feiner Handwerkskunst in diesen Techniken zeigt, wie Goldschmiede in der Lage waren, Materie in Kunstwerke von außerordentlicher Schönheit und Bedeutung zu verwandeln. So bleiben die Werke der mittelalterlichen Goldschmiedekunst ein eindrucksvolles Zeugnis für die Kreativität und den Glauben der Menschen jener Zeit.

Wir sind unserem Kunden deshalb außerordentlich dankbar: Ein mittelalterlicher Beschlag wie dieser ist für uns eine herausragende Möglichkeit, diese alten Goldschmiede-Techniken im Rahmen eines solchen Projekts wieder in dieser Konsequenz und Detailtreue in die heutige Zeit übertragen zu können.

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