Als man im August des Jahres 1900 im Rahmen einer Domgrabung im Speyerer Dom die Familiengräber der Salier öffnete, entpuppte sich das Grab von Kaiser Heinrich IV. – der mit seinem berühmten „Gang nach Canossa“ in die Geschichte einging – als eines der wenigen Gräber, die im Dom zu Speyer die Zeit seit dem Mittelalter bis dahin nahezu unberührt überstanden hatten.
Im Grab Heinrichs IV. fand man neben einer vergoldeten Grabkrone, einem Brustkreuz aus vergoldetem Kupferblech, einem aufklappbaren Reliquienkreuz aus Silber und Resten diverser Textilien und von Schuhen an seiner Hand einen wertvollen Ring aus Gold mit einem großen blauen Saphir und drei Perlen.
Auf der Ringschiene des ungewöhnlich aufwändig gestalteten Rings waren die Buchstaben „ADELBERO EPS“ eingraviert. Das könnte ein Hinweis dafür sein, dass der Ring eventuell dem Bischof Adelbero III. von Metz gehört hat. Das Heinrich IV. ausgerechnet diesen Ring am Finger trug, könnte weiter darauf hindeuten, dass Heinrich auch noch über den Tod hinaus auf das weltliche Recht bestand, Bischöfe in ihr Amt einzusetzen.
Denn genau um dieses Recht ging es ab dem Jahre 1076 beim sog. Investiturstreit zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII.. Heinrich wollte, dass weiterhin das seit den Franken geltende Recht, dass ausschließlich weltliche Herrscher Geistliche in ihr Amt einsetzen dürfen, beibehalten. Gregor war stattdessen der Meinung, dass nur der Kirche dieses Recht zusteht.
Der Papst verhängte auf dem Höhepunkt dieser Auseinandersetzung über Heinrich den sogenannten Kirchenbann (bzw. „Anathema„, ein Ausschluss aus der Gemeinschaft der Gläubigen bzw. aus der Kirche), dem Heinrich nur durch seinen mühevollen Gang nach Canossa schließlich wieder entkommen konnte.
Es war mir im Sommer des Jahres 2019 deshalb ein ganz besonderes Vergnügen, in nahezu 60 Arbeitsstunden eine Replik dieses bemerkenswerten historischen Rings anzufertigen, wie er zu Lebzeiten des Bischofs von seinem mittelalterlichen Goldschmied geschaffen wurde.
Meine Replik besteht analog zum Original aus ca. 18 Gramm 750er Gelbgold mit einem über 12-karätigen Sternsaphir in der Mitte und 3 Zuchtperlen. Auch die originalgetreue Inschrift „ADELBERO EPS“ darf selbstverständlich auf dem Ring nicht fehlen.
Alle Edelstein- und Perlenfassungen, sowie die darunterliegenden Arkadenfassungen wurden von mir nach dem historischen Vorbild jeweils einzeln von Hand angefertigt.
Alle einzelnen Ebenen wurden danach miteinander verlötet und schließlich die finale Edelsteinfassung für den großen Saphir montiert.
Durch die besondere Konzentration auf die spätere Wirkung jedes einzelnen Details entstand schließlich eine Ring-Replik, die der außergewöhnlichen Ausstrahlung des im Historischen Museum der Pfalz (dort in der Sammlungsausstellung „Domschatz“) überlieferten „Rings des Canossa-Kaisers“ aus meiner Sicht schon erstaunlich nahe kommt. Die Verformungen am Original wurden bei meiner Replik wieder ungeschehen gemacht – so könnte der Ring also zu Lebzeiten des Bischofs bzw. des Kaisers ausgesehen haben.