Mit diesem Beitrag über unseren ersten „antiken“ Apothekerschrank driften wir erneut etwas vom Thema Goldschmieden ab – bleiben aber im weitesten Sinne beim Thema Repliken.
Im Internet kursieren inzwischen eine Vielzahl von Berichten über selbst angefertigte „Apothekerschränke“ auf der Basis der „Moppe“-Holzboxen von IKEA. Die überwiegend großartigen Ergebnisse dieser Bemühungen inspirierten mich, unsere aktuelle Werkstatterweiterung dazu zu nutzen, mich selber mal an einer solchen Möbel-Replik zu versuchen.
Die Moppe-Aufbewahrungsboxen von IKEA haben dafür eine ideale Größe und ersparen die extrem aufwändige Anfertigung der vielen vielen Schubladen, die für einen überzeugend wirkenden Apothekerschrank notwendig sind. Alleine in dem hier gezeigten Beispiel sind es 72 Schubladen!
Alles beginnt mit der Planung des zukünftigen Apothekerschranks. Am besten druckt man sich zuerst eine Frontalansicht der beiden Versionen dieser Holzboxen mehrfach aus, die man dann ausschneidet und anschließend so lange verschiebt bzw. untereinander kombiniert, bis einem gefällt was man sieht.
Dann besorgt man sich die notwendige Anzahl der Boxen in einem IKEA-Markt oder online im IKEA-Shop. Für meine hier vorgestellte Version habe ich mich außerdem entschieden, die Boxen in einen zusätzlichen Holzrahmen mit Sockel zu montieren – so wirkt es noch etwas mehr wie ein vollwertiger Schrank.
Jetzt folgt der aufwändigste Teil: Die Patinierung! Je näher man an die wunderschönen antiken Originale heranreichen will, desto mehr Aufwand muss man hierfür betreiben. Meine Version eines Apothekerschrankes sollte neben einer gealterten Nussbaumoberfläche auch all die Dellen und Kratzer antiker Vorbilder aufweisen.
Der gesamte Rahmen und jede einzelne Schublade wurde deshalb zuerst auf der Vorderseite (und ursprünglichen Rückseite) an den Rändern rundgeschliffen, dann insgesamt sechsmal übereinander lasierend gebeizt, anschließend mit kleinen Macken und Kratzern versehen, die gebeizten Fronten wieder leicht abgeschliffen und am Ende geölt und mit Schellack lackiert. Insgesamt also nahezu 800 einzelne Arbeitsgänge.
Erst wenn man eine der Schubladen ganz herauszieht, gibt der Schrank aus meiner Sicht schließlich sein wahres Geheimnis preis: Den Ursprung aus IKEA-Boxen:
Wesentlich für eine überzeugende Wirkung des finalen Apothekerschranks sind selbstverständlich die originalgetreuen und typischen Schubladengriffe. Hier findet man unter dem Begriff „Etikettenhalter“ oder „Etikettengriff“ bei den gängigen großen Onlinehändlern (Amazon, eBay…) eine erfreulich große Auswahl an geeigneten und oft bereits fertig patinierten Griffe.
Das Endergebnis jedenfalls finde ich – ganz und gar unbescheiden – überraschend nahe an den antiken Originalen. Mein neuer Apothekerschrank ist jedenfalls schon jetzt das praktische Highlight unserer neuen Werkstatträume.