Um den Museumsbesuchern den Herstellungsprozess einer Scheibenfibel im Detail näher vorstellen zu können, beauftragte das LVR LandesMuseum Bonn bei mir die Anfertigung einer Replik einer Almandin-Scheibenfibel auf der Basis eines Originalfunds aus dem Sammlungsbestand des Museums.
Eine Fibel ist eine mittelalterliche Gewandschließe, die vorzugsweise von Frauen getragen wurde.
Die Präsentation der Fibel sollte in Zusammenhang mit einem Schau-Arbeitsplatz eines Goldschmieds im Rahmen der Ausstellung „EVA’s BEAUTY CASE“ ab dem Sommer des Jahres 2016 erfolgen.
Dafür durfte ich die mittelalterliche Original-Scheibenfibel aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. und die wissenschaftlichen Analysen des LVR LandesMuseum Bonn genau studieren und alle Details vor Ort mit den dafür zuständigen Kunsthistorikern besprechen.
Da die möglichst originalgetreue Replik später der näheren Erläuterung der einzelnen Fertigungsschritte in einer Vitrine dienen wird, sollte die Fibel genau wie das Original in Silber angefertigt und anschließend feuer-vergoldet werden. Die Materialanalysen des Bonner Museums hatten Reste einer Feuervergoldung nachweisen können.
Zuerst fertigte ich den Korpus der Fibel also in Feinsilber an. Die vorbereiteten Zellen sollten später dem Edelsteinschleifer Harald Heinrich dazu dienen, die Almandine für die Scheibenfibel pass-genau schleifen zu können. Schließlich erfolgte noch die Feuervergoldung der Fibel durch einen Spezialisten in München.
Um die Almandine noch mehr „funkeln“ zu lassen, wurden die Edelsteine genau wie bei den historischen Vorbildern mit einer sogenannten „Waffelfolie“ hinterlegt. Diese hauchdünne Folie aus Feingold sorgt mit ihrer reliefartigen Oberfläche für eine starke Reflektion des einfallenden Lichts und erhöht damit die Leuchtkraft der darüberliegenden Edelsteine.
Schließlich konnte die Replik der Scheibenfibel wie geplant an das LVR LandesMuseum Bonn übergeben und dort auf einem beispielhaften Goldschmiede-Arbeitstisch den Besuchern der Ausstellung „EVA’s BEAUTY CASE“ präsentiert werden (siehe Bild unten unter dem Hammer) – zusammen mit der ebenfalls von mir angefertigten Edelstein-Prunkfibel links daneben.
Schon direkt zum Ausstellungsbeginn stieß die Vitrine bei den Museumsbesuchern auf ein sehr reges Interesse. Das Konzept des Museums ging somit auf: Die reine Präsentation der Originalfunde wurde hier um eine Nachbildung eines Goldschmiede-Arbeitsplatzes mit zahlreichen Zusatzinformationen ergänzt, was den Besuchern eine deutlich erweiterte und damit noch lebendigere Sicht auf das Fundobjekt ermöglichte.