Der Schrein der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom gilt heute gemeinhin als das größte und bedeutendste Goldschmiedeobjekt des Abendlandes. Die unermessliche Fülle und Qualität der Edelsteine, Gemmen, Kameen und der getriebenen Goldornamente und Figuren sowie die erlesene Feinheit des Emailleschmucks sind atemberaubend. Und nicht zuletzt die Fülle und Brillanz einer ganz besonderen Goldschmiedetechnik: Das Filigran.
Es war uns daher ein ganz besonderes Vergnügen, ein ausgesuchtes Beispiel dieses hochwertigen Filigranschmucks vom Dreikönigenschrein – dort zum Beispiel unterhalb der Figur des Heiligen Amos – auf einen Anhänger aus vergoldetem Silber zu übertragen.

Das Filigran aus gewalztem Perldraht, Kugelrosetten, Drahtkolben und kleinen Zierkügelchen gehört sicher zum aufwändigsten Ornament-Schmuck, der uns aus dem Mittelalter erhalten geblieben ist.
Auch bei unserem Anhänger wurde jedes einzelne Zierelement eigens von Hand angefertigt: Zuerst wurde der gekordelte und verlötete Filigran-Draht zu den dekorativen Ranken geformt und aufgelegt. Dann wurden die winzig kleinen Drahtkolben aus vorher extra geglühtem Silberdraht gewickelt und zwischen die Rankenornamente eingesetzt. Danach wurden alle Zierkügelchen durch Schmelzen von Silberdrahtstückchen einzeln angefertigt und in die End-Schlaufen der Zierranken eingelegt oder sogar vorher noch zu einer Blütenrosette zusammengeschweißt.
Ganz am Ende der langwierigen Vorbereitungen konnten alle Ornamente mittels Staublötung auf den Untergrund montiert werden, bevor der Anhänger dann mit einem satten Feingold-Überzug vergoldet wurde.

Im Zentrum des Anhänger findet sich noch eine weitere Besonderheit: Ein Indigolith, also ein sehr seltener blaugrüner Turmalin mit fabelhaften Einschlüssen in einer ebenfalls vom Dreikönigenschrein übernommenen mittelalterlichen Punzenfassung. Indigolithe zählen zu den edelsten und damit wertvollsten Turmalinvariationen. Der Schliff passt hier hervorragend zu einer mittelalterlichen Schmuck-Replik.

Unser Indigolith ist sogar zweifarbig, er kombiniert das sensationelle Smaragd-grün mit dem unvergleichlichen Turmalin-blau. Die dekorativen Einschlüsse des Turmalins sind typisch für diese besonderen Edelsteine.
Wie man deutlich sehen kann, haben wir auch hier erneut auf jede kalte technische Perfektion verzichtet. Mit einer spiegelglatten Oberfläche und exakt symmetrischem Filigran wäre ein mittelalterlicher Charme eines solchen Schmuckstücks nicht zu erreichen. Auch die Anhängeröse blickt eher leicht in Richtung ihrer rechter Schulter 😉 und die zentrale Fassung erinnert an eine wilde Schar Kinder, die sich an den Händen halten.
Die meisten unserer Kunden schätzen genau diese Treue zur originalgetreuen Patina der antiken Vorbilder. Daher verwenden wir sehr viel Zeit damit, uns bei der handwerklichen Umsetzung möglichst nahe dem Aussehen der Originalobjekte anzunähern. Wir hoffen, dass uns das auch bei diesem außergewöhnlichen Filigran-Anhänger wieder überzeugend gelungen ist.
Wissenswertes über das Filigran am Dreikönigenschrein
Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom zählt zu den bedeutendsten und prachtvollsten Reliquienschreinen des Mittelalters. Er birgt die vermeintlichen Gebeine der Heiligen Drei Könige und ist ein Meisterwerk mittelalterlicher Goldschmiedekunst. Neben der monumentalen Größe und der reichhaltigen Verzierung mit Edelsteinen, Emaille-Arbeiten und Gold ist es vor allem der Filigranschmuck, der den Schrein zu einem einzigartigen Kunstwerk macht. Die filigrane Gestaltung ist nicht nur Ausdruck des künstlerischen Könnens der Goldschmiede des 12. und 13. Jahrhunderts, sondern auch ein bedeutendes Symbol für die spirituelle Bedeutung des Schreins. Dieser Text beleuchtet die Geschichte, die kunsthistorische Bedeutung und die außergewöhnliche Technik des Filigranschmucks am Kölner Dreikönigenschrein.
Entstehung und historische Bedeutung des Schreins
Der Bau des Dreikönigenschreins begann um 1190 unter dem Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg. Der Schrein wurde in Auftrag gegeben, nachdem die Reliquien der Heiligen Drei Könige im Jahr 1164 von Mailand nach Köln überführt worden waren. Diese Reliquien machten Köln zu einem der bedeutendsten Pilgerorte Europas und verliehen der Stadt immense religiöse und politische Bedeutung. Der Dreikönigenschrein wurde als würdiges Gehäuse für die heiligen Überreste konzipiert und sollte deren Bedeutung durch seinen prächtigen Schmuck unterstreichen.
Der Schrein selbst wurde von einer Gruppe hochqualifizierter Goldschmiede geschaffen, die vermutlich in einer Werkstatt in Köln arbeiteten. Der Hauptmeister, dessen Name unbekannt ist, wird als „Meister des Dreikönigenschreins“ bezeichnet und gilt als einer der größten Künstler seiner Zeit. Der Schrein wurde in Form einer Basilika gestaltet und besteht aus einem Holzkern, der vollständig mit Gold- und Silberplatten sowie unzähligen Edelsteinen, Perlen und Emaille-Arbeiten bedeckt ist. Der Filigran-Schmuck, der viele dieser Elemente umrahmt und verbindet, ist ein zentraler Bestandteil des künstlerischen Gesamtkonzepts.
Der Filigran-Schmuck als Kunstform
Filigran ist eine der anspruchsvollsten Techniken der Goldschmiedekunst. Dabei werden hauchdünne Drähte aus Gold oder Silber zu Mustern, Ornamenten oder Schriftzügen geformt und auf einer Oberfläche angebracht. Diese Technik erfordert nicht nur ein hohes Maß an Präzision und Geschick, sondern auch eine künstlerische Vorstellungskraft, da die filigranen Muster oft symbolische oder narrative Bedeutungen tragen.
Am Dreikönigenschrein wurde der Filigran-Schmuck in außergewöhnlicher Perfektion eingesetzt. Die Goldschmiede nutzten feine Gold- und Silberdrähte, um geometrische Muster, florale Ornamente und stilisierte Tierfiguren zu schaffen. Diese filigranen Verzierungen sind nicht nur dekorativ, sondern auch strukturell von Bedeutung, da sie die Edelsteine und Emaille-Arbeiten einrahmen und hervorheben. Die Kombination aus filigranen Mustern und den farbigen Materialien erzeugt eine beeindruckende visuelle Wirkung, die den Betrachter in Staunen versetzt.
Symbolik des Filigran-Schmucks
Der Filigranschmuck am Dreikönigenschrein ist nicht nur ein Zeugnis handwerklicher Meisterschaft, sondern auch ein Träger symbolischer Botschaften. Die komplexen Muster und Ornamente sind oft mit christlichen Symbolen verbunden. Beispielsweise können die spiralförmigen und verschlungenen Muster als Ausdruck der Unendlichkeit und Ewigkeit Gottes interpretiert werden. Die floralen Motive, die häufig in der Filigran-Arbeit am Schrein zu finden sind, symbolisieren das Paradies und die göttliche Schöpfung.
Auch die Einrahmung der Edelsteine durch filigrane Ornamente hat eine tiefere Bedeutung. Im Mittelalter wurden Edelsteine als Träger göttlicher Kräfte angesehen, und ihre Anordnung auf dem Schrein sollte den Glanz des Himmelsreichs widerspiegeln. Der Filigran-Schmuck verstärkte diesen Effekt, indem er die Steine optisch hervorhob und ihren spirituellen Wert betonte.
Technische Aspekte der Filigranarbeit
Die Herstellung des Filigran-Schmucks am Dreikönigenschrein war ein äußerst aufwendiger Prozess, der spezielles handwerkliches Können erforderte. Zunächst mussten die Gold- und Silberdrähte in die gewünschte Stärke gezogen werden – eine Aufgabe, die viel Geduld und Präzision verlangte. Anschließend wurden die Drähte zu Mustern geformt, die entweder frei stehend oder auf einer Goldplatte befestigt wurden. Die Verbindungen zwischen den Drähten wurden durch Löten gesichert, was bei der damaligen Technik eine herausfordernde Aufgabe war, da zu hohe Temperaturen die feinen Drähte beschädigen konnten.
Die Kombination von Filigranarbeit mit anderen Goldschmiedetechniken wie der Granulation – dem Aufbringen winziger Goldkügelchen – verstärkte die visuelle Komplexität des Schmucks. Diese Technik wurde ebenfalls am Dreikönigenschrein eingesetzt und verlieh den filigranen Mustern zusätzliche Tiefe und Struktur.
Der Filigran-Schmuck im Kontext des Dreikönigenschreins
Der Filigranschmuck am Dreikönigenschrein ist nicht isoliert zu betrachten, sondern als integraler Bestandteil des Gesamtkunstwerks. Die filigranen Muster interagieren mit den anderen dekorativen Elementen des Schreins und schaffen so ein harmonisches Gesamtbild. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie der Filigranschmuck die Edelsteine umrahmt und hervorhebt. Jedes Element des Schreins scheint perfekt aufeinander abgestimmt zu sein, was die künstlerische Vision der Goldschmiede unterstreicht.
Auch die Platzierung des Filigranschmucks innerhalb der Architektur des Schreins ist bemerkenswert. Die filigranen Verzierungen finden sich sowohl auf den Seitenflächen als auch auf dem Dach des Schreins und betonen die strukturellen Details der basilikaartigen Form. Dadurch wird der Eindruck erweckt, dass der Schrein nicht nur ein Behältnis für die Reliquien ist, sondern ein Abbild des himmlischen Jerusalems – ein zentrales Motiv in der mittelalterlichen Kunst.
Die Rezeption des Filigranschmucks
Der Filigranschmuck des Dreikönigenschreins wurde schon zu seiner Entstehungszeit als außergewöhnlich bewundert. Pilger und Besucher des Kölner Doms waren von der Pracht und Feinheit des Schreins überwältigt, und er diente über Jahrhunderte hinweg als Vorbild für andere Reliquienschreine. Auch heute noch beeindruckt der Filigranschmuck Fachleute und Laien gleichermaßen. Kunsthistoriker loben die technische und ästhetische Qualität der Arbeit, während Besucher des Kölner Doms die filigranen Details oft erst beim näheren Betrachten entdecken.
Die Restaurierung des Schreins im 19. und 20. Jahrhundert hat dazu beigetragen, den Filigranschmuck in seiner ursprünglichen Pracht zu bewahren. Moderne Analysemethoden haben es ermöglicht, die Techniken der mittelalterlichen Goldschmiede besser zu verstehen und den Schrein weiterhin zu erforschen.
Fazit
Der Filigran-Schmuck am Dreikönigenschrein ist ein Meisterwerk der mittelalterlichen Goldschmiedekunst, das die handwerkliche Perfektion und den künstlerischen Anspruch seiner Schöpfer eindrucksvoll widerspiegelt. Durch die Kombination aus technischer Raffinesse, ästhetischer Schönheit und symbolischer Bedeutung ist das Filigran nicht nur eine Zierde des Schreins, sondern ein Schlüssel zu seinem Verständnis als spirituelles und künstlerisches Objekt. Der Dreikönigenschrein bleibt ein lebendiges Zeugnis für die Bedeutung von Kunst und Handwerk im mittelalterlichen Europa und eine bleibende Inspirationsquelle für die Bewunderung des Göttlichen.