Es war wohl Liebe auf den ersten Blick: Als wir die antiken Ohrringe aus dem 5. bis 2. Jhd. v. Chr. im Angebot eines Londoner Auktionshauses entdeckten, war sofort klar: So müssen römische Ohrhänger aussehen.
Bei der Herstellung unserer Repliken haben wir ganz besonderen Wert auf die originalgetreue Wiedergabe der damaligen handwerklichen Umsetzung und der ursprünglichen Bearbeitungsspuren der Oberflächen gelegt, um der Ausstrahlung der antiken Originale so nah wie nur irgend möglich zu kommen. Römische Ohrhänger gibt es in vielen verschiedenen Varianten, aber in der hier vorliegenden Version zeigt sich aus unserer Sicht der ganz besondere Charme dieser bemerkenswerten Schmuckepoche.
An diesen Ohrhängern ist nichts im modernen Sinne perfekt: Die Kugeln sind nicht absolut rund oder eben, die zentralen kegelförmigen Ornamente sind alle unterschiedlich spitz zulaufend, die dort angebrachten Kordeldrähte folgen nicht exakt dem Äquator, der doppelreihige Perldraht oberhalb und unterhalb der Kegelspitzen ist teilweise leicht eingedrückt und dadurch ziemlich schief und auch der typische römische Zopfdraht rund um die obere Zierscheibe sitzt nicht wirklich überall exakt eben auf. Doch gerade diese kleinen Ungenauigkeiten und diese anrührende Patina machen aus unserer Sicht den unvergleichlichen Charme dieser außergewöhnlich schönen römischen Ohrhänger aus.
Die obere Zierscheibe schmückt jeweils ein in der Mitte eingefasster, smaragdgrüner Tsavorit (oder „Tsavolith“), ein seltener Edelstein aus der Gruppe der Granate. Granate als Edelsteinschmuck hatten im römischen Reich eine besondere Bedeutung: In der antiken griechischen und römischen Mythologie gab der Unterweltgott Hades der von ihm geraubten Jungfrau namens Kore bzw. Persephone und Tochter von Demeter, der Göttin der Fruchtbarkeit der Erde, des Getreides und der Saat, Granatapfelkerne als Speise vor Ihrer Rückkehr aus der Unterwelt mit. Seither gelten die ähnlich aussehenden (roten) Granate in römischen Schmuckstücken als Geschenke für zwangsweise räumlich getrennte Liebende.
Unsere Repliken wurden aus 925/- Silber gefertigt und anschließend mit Feingold vergoldet. Zum Schluss wurden die leuchtenden und intensiv-grünen Tsavorite gefasst.






Zusatzinfos über römische Ohrhänger
Römische Ohrhänger waren mehr als nur schmückendes Beiwerk; Sie waren Ausdruck von Status, Geschmack und kultureller Identität. Im antiken Rom spiegelten Schmuckstücke wie Ohrringe nicht nur den Reichtum der Trägerinnen wider, sondern auch ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht. Während wohlhabende Frauen prunkvolle Ohrringe aus Gold und Edelsteinen trugen, waren einfachere Varianten aus Bronze oder Glasperlen bei der breiteren Bevölkerung verbreitet.
Die Designs römischer Ohrringe waren vielfältig und wurden oft von den Kulturen beeinflusst, mit denen das Römische Reich Handel trieb. Orientalische und griechische Einflüsse waren besonders stark und zeigten sich in kunstvollen Ornamenten, filigranen Goldarbeiten und der Verwendung exotischer Materialien. Beliebt waren tropfenförmige Anhänger, aufwendige Granulationstechniken und Fassungen, die Edelsteine wie Granat, Perlen, Smaragd oder Amethyst zur Geltung brachten. Diese Verzierungen hatten nicht nur eine ästhetische, sondern oft auch eine symbolische Bedeutung, da bestimmte Steine mit Schutz, Liebe oder Wohlstand assoziiert wurden.
Römische Ohrhänger bzw. Ohrringe waren ein Zeichen von Eleganz und Raffinesse, und ihre Wahl konnte viel über die Trägerin verraten. Frauen aus der römischen Oberschicht wählten oft auffällige Stücke, die bei gesellschaftlichen Anlässen ihre Stellung unterstrichen. Solche Schmuckstücke wurden häufig als wertvolle Mitgift oder Erbstücke innerhalb der Familie weitergegeben. Sie galten als Ausdruck von Reichtum und Macht, waren aber auch praktische Wertanlagen in Zeiten von Unsicherheit.
Für viele Frauen hatten Ohrringe auch eine persönliche Bedeutung. Sie dienten nicht nur als Schmuck, sondern oft auch als Amulette, die Schutz vor dem bösen Blick oder Unglück bieten sollten. In Kombination mit anderen Schmuckstücken wie Halsketten oder Armreifen trugen Ohrringe dazu bei, die Schönheit und Individualität der römischen Frauen zu unterstreichen und ihre gesellschaftliche Rolle sichtbar zu machen.