Im Jahr 2018 zeigte das LVR LandesMuseum Bonn die Ausstellung „Ritter und Burgen – Zeitreise ins Mittelalter„. Wir durften die Ausstellung mit unserem Edelstein-Bucheinband als Leihgabe unterstützen.
In der Ausstellung können die Besucher spielerisch die Geschichten von sieben Menschen aus dem Mittelalter entdecken: Der Ritter und die Burgherrin, aber auch die Händlerin, der Spielmann, der Handwerker, der Mönch und der Bauer.

Wir freuen uns ganz besonders, die Ausstellung durch die Leihgabe unseres Edelstein-Bucheinbandes unterstützen zu können. Diese Leihgabe und die gleichzeitige Präsentation der von uns angefertigten Goldscheibenfibeln in der parallel stattfindenden Ausstellung „Europa in Bewegung“ sowie diverse weiterer Objekte in der Dauerausstellung des LVR LandesMuseum Bonn bilden den vorläufigen Höhepunkt unserer Zusammenarbeit mit diesem Museum.

Die Ausstellung „Ritter und Burgen“ zog bereits am ersten Ausstellungstag zahlreiche Besucher an. Es ist und bleibt ein unvergessliches Erlebnis für uns, wenn man die Museums-Besucher dabei beobachten kann, wie sie vor der Vitrine mit unserem Buch stehen bleiben und den Edelstein-Bucheinband genau unter die Lupe nehmen. Das motiviert uns immer wieder aufs Neue, Museen und Ausstellungsprojekte mit unseren Objekten zu bereichern.

Wissenswertes über den Edelstein-Bucheinband des Mittelalters
Der Edelstein-Bucheinband des Mittelalters gehört zu den eindrucksvollsten Beispielen der mittelalterlichen Buchkunst und zeigt die außergewöhnliche Bedeutung, die Büchern in dieser Zeit zugeschrieben wurde. Solche Einbände, die vor allem für liturgische Texte, Bibeln und Evangeliare verwendet wurden, dienten nicht nur als Schutz für die wertvollen Handschriften, sondern auch als Ausdruck von Reichtum, Macht und Frömmigkeit. Sie wurden mit kostbaren Materialien wie Gold, Silber, Elfenbein und Edelsteinen gefertigt und waren oft wahre Meisterwerke handwerklicher Kunst.
Ein Edelstein-Bucheinband wurde in den Werkstätten von Klöstern oder im Auftrag von Königen und kirchlichen Würdenträgern hergestellt. Der Aufwand für die Gestaltung war enorm, da er aus mehreren kunstvollen Schichten bestand. Die Basis bestand häufig aus Holz, das mit Leder oder Stoff überzogen wurde, bevor es mit Gold- oder Silberplatten bedeckt wurde. Diese Metalloberflächen wurden reich mit Gravuren, Punzmustern oder filigranen Reliefs verziert. Die eingearbeiteten Edelsteine wie Rubine, Smaragde, Saphire oder Perlen wurden in Fassungen eingesetzt, die oft ebenfalls mit aufwendigen Mustern dekoriert waren. Neben Edelsteinen kamen auch Glaseinlagen oder farbige Emails zum Einsatz, um zusätzliche Akzente zu setzen.
Die Wahl der Edelsteine und ihre Anordnung hatten nicht nur eine ästhetische, sondern auch eine symbolische Bedeutung. In der mittelalterlichen Theologie wurde den Steinen spirituelle Kraft zugesprochen, und ihre Farben und Eigenschaften galten als Sinnbilder für Tugenden oder biblische Themen. So konnte ein roter Rubin für das Blut Christi stehen, während ein grüner Smaragd die Hoffnung oder die Wiedergeburt symbolisierte. Auch die Anordnung der Edelsteine war oft durchdacht und folgte religiösen Mustern, wie Kreuzen oder anderen christlichen Symbolen.
Die Vorderseiten der Edelstein-Bucheinbände waren häufig besonders kunstvoll gestaltet und zeigten oft zentrale christliche Motive, wie Szenen aus dem Leben Christi, der Jungfrau Maria oder Darstellungen von Engeln und Heiligen. Diese Darstellungen wurden nicht selten in Form von Elfenbeinschnitzereien oder Metallreliefs gefertigt und in den Einband integriert. Auch die Rückseiten waren oft verziert, wenngleich weniger aufwendig, und enthielten in der Regel geometrische oder florale Muster.
Der Edelstein-Bucheinband war ein Ausdruck der besonderen Wertschätzung, die Bücher in der mittelalterlichen Gesellschaft erfuhren. Sie galten nicht nur als Aufbewahrungsorte des göttlichen Wortes, sondern wurden selbst zu sakralen Objekten. In Prozessionen oder Gottesdiensten spielten sie oft eine zentrale Rolle und waren sichtbare Zeichen des Glaubens und der Macht ihrer Besitzer. Besonders in den Klöstern des Früh- und Hochmittelalters entstanden zahlreiche dieser Bucheinbände, wobei sie vor allem in den Kunstzentren des Karolinger– und Ottonenreiches zu höchsten Blüte gelangten.
Heute sind Edelstein-Bucheinbände seltene und kostbare Zeugnisse der mittelalterlichen Buchkunst. Viele dieser Einbände wurden im Laufe der Jahrhunderte zerstört oder ihrer Edelsteine beraubt, was ihren historischen und kulturellen Wert noch erhöht. Erhaltene Exemplare befinden sich unter anderem auch in bedeutenden europäischen Sammlungen wie der Bayerischen Staatsbibliothek, der Schatzkammer der Münchener Residenz oder dem Kunsthistorischen Museum in Wien und bieten einen faszinierenden Einblick in die Kunst, den Glauben und das Leben des Mittelalters. Sie verkörpern die Verbindung von Kunst, Handwerk und Spiritualität und zeugen von einer Zeit, in der Bücher mehr waren als bloße Träger von Wissen – sie waren Objekte von nahezu göttlicher Verehrung.