Zur Vorbereitung der Ausstellung „Roms fließende Grenzen“ ab November 2021 im LVR Landesmuseum Bonn beauftragte uns das Bonner Museum mit einer „Wellnesskur“ für ihre Replik eines bedeutenden römischen Optio-Rings, der in der vorgenannten Ausstellung gezeigt werden sollte.
Ein Optio-Ring ist der Ring eines römischen Soldaten im Rang eines sogenannten „Optio“, einem Dienstgrad der ersten römischen Legion – hier im Legionslager 477 am Rhein. Das Original unseres goldenen Optio-Rings aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammte aus einem Bonner Fund und stellt eine Abbildung der Göttin Minerva in den Mittelpunkt des Ringspiegels.
Das Bonner Museum hatte bereits früher eine Replik dieses Goldrings in Auftrag gegeben, deren Vergoldung inzwischen in die Jahre gekommen war und die dringend für die bevorstehende Ausstellung einer gründlichen Reinigung und einer aufgefrischten galvanischen Vergoldung in unserem Atelier bedurfte. Die Museumsreplik besteht aus Silber und hat im Laufe der Jahre die darüberliegende Vergoldung praktisch „aufgesaugt“, wohl auch deshalb, weil damals keine extra Sperrschicht auf das Silber aufgebracht wurde, um ein „Durchschlagen“ der Silberoxydation zu verhindern.

Nachdem uns der Ring aus dem Bonner Museum unbeschadet erreicht hatte, wurde er zuerst mit Hilfe eines Ultraschallbades und danach von Hand gründlich gereinigt, kurz darauf entfettet, als Sperrschicht verkupfert und schließlich mit Feingold galvanisch neu vergoldet. Damit entsprach er äußerlich wieder dem Originalfund.

So konnte in der neuen großen Römer-Ausstellung des LVR LandesMuseums Bonn dieser bedeutende spätrömische Optio-Ring den Besuchern und Besucherinnen in all seiner originalgetreuen Pracht und Frische präsentiert werden.
Wir haben uns jedenfalls über diese erneute Zusammenarbeit mit dem Bonner Museum riesig gefreut.
Ringschmuck römischer Soldaten
Fingerringe wie dieser Optio-Ring spielten eine bedeutende Rolle im Leben römischer Soldaten, sowohl als funktionale Objekte als auch als Symbole für Status, Zugehörigkeit und persönliche Identität. Diese Ringe waren weit mehr als bloßer Schmuck – sie erfüllten oft praktische Zwecke und dienten als sichtbare Zeichen des militärischen Ranges (hier: „Optio“), der Einheit oder der persönlichen Loyalität.
Römische Soldaten trugen Fingerringe aus verschiedenen Materialien, die stark von ihrem sozialen Status und ihrer Position innerhalb des Heeres abhingen. Während einfache Legionäre in der Regel Ringe aus Bronze oder Eisen trugen, konnten Offiziere und hochrangige Soldaten auf wertvollere Materialien wie Silber oder sogar Gold zurückgreifen. Viele dieser Ringe waren schlicht gehalten, während andere kunstvoll verziert waren, um den Rang und die Bedeutung des Trägers zu unterstreichen.
Ein besonders praktischer Aspekt der Fingerringe römischer Soldaten war ihre Verwendung als Siegelringe. Viele Ringe waren mit einem eingravierten Symbol oder einer Inschrift versehen, die es dem Träger ermöglichte, Dokumente oder Wachssiegel zu kennzeichnen. Diese Siegel dienten nicht nur als Zeichen der Authentizität, sondern konnten auch die Identität und den Status eines Soldaten bestätigen. Häufig enthielten solche Ringe Symbole wie das Abbild eines Adlers, das Emblem einer bestimmten Legion (hier „Optio der ersten römischen Legion“) oder andere militärische Zeichen, die auf die Einheit des Soldaten hinwiesen.
Neben ihrer Funktion als Siegelringe hatten Fingerringe auch eine tiefere symbolische Bedeutung. Sie konnten als Zeichen der Treue gegenüber Rom oder einem bestimmten Kaiser getragen werden und dienten oft als Erinnerungsstücke an bestimmte Feldzüge oder militärische Erfolge. Einige Ringe trugen Inschriften wie „Fides“ (Treue) oder „Virtus“ (Tapferkeit), die zentrale Werte der römischen Armee betonten. Diese Inschriften waren nicht nur dekorativ, sondern auch Ausdruck der militärischen Ideale, die römische Soldaten anstrebten.
Ein weiterer interessanter Aspekt römischer Fingerringe war ihre Verwendung als persönliche Amulette. Viele Soldaten glaubten an die schützende Kraft bestimmter Symbole oder Materialien und trugen Ringe mit eingravierten Motiven, die Glück bringen oder sie vor Unglück bewahren sollten. Häufige Motive waren beispielsweise Tiere, Götterfiguren oder magische Zeichen, die in der römischen Kultur als Schutzsymbole galten.
Archäologische Funde zeigen, dass Fingerringe oft auch als persönliche Erinnerungsstücke dienten. Manche Ringe trugen den Namen oder die Initialen des Trägers, andere waren mit familiären oder religiösen Symbolen versehen, die an die Heimat des Soldaten erinnerten. Solche Ringe waren ein emotionaler Anker, besonders für Soldaten, die oft jahrelang weit entfernt von ihren Familien und ihrem Zuhause im Dienst des römischen Reiches standen.
Die Vielfalt der gefundenen Fingerringe zeigt, wie eng diese Objekte mit dem Leben römischer Soldaten verbunden waren. Sie spiegelten nicht nur ihren militärischen Rang oder ihre Zugehörigkeit wider, sondern offenbarten auch persönliche Geschichten, religiöse Überzeugungen und den Stolz, Teil der mächtigen römischen Armee zu sein. So waren Fingerringe wie unser Optio-Ring nicht nur Accessoires, sondern ein bedeutender Bestandteil der Identität eines römischen Soldaten.